Forschung lebt nicht von Theorie allein – sondern davon, dass sie umgesetzt wird.
Dieses Kapitel hat Ihnen zentrale Bausteine der Realisierung wissenschaftlicher Forschung vorgestellt: von der Entwicklung realistischer Ziele über die Planung konkreter Vorgehensweisen bis hin zum Umgang mit Praxisanforderungen.
Die folgenden zwölf Aufgaben helfen Ihnen dabei, Ihr eigenes Projekt systematisch auf Umsetzbarkeit zu prüfen und methodisch zu schärfen.
Nehmen Sie sich Zeit – Sie schaffen damit die Grundlage für Ihre tatsächliche Forschungsarbeit!
Aufgabe 27: Eigene Forschung realistisch planen
- Beschreiben Sie in wenigen Sätzen, was Sie im Rahmen Ihrer geplanten Arbeit untersuchen möchten.
- Welche Teile Ihres Vorhabens sind bereits gut durchdacht – und wo besteht noch Klärungsbedarf?
- Welche Ressourcen (Zeit, Datenzugang, Betreuung, Tools etc.) stehen Ihnen zur Verfügung – und was fehlt eventuell noch?
Aufgabe 28: Problemstellung, Ziel und Forschungsfrage präzisieren
- Formulieren Sie die Problemstellung, aus der sich Ihr Projekt ergibt.
- Benennen Sie ein konkretes, realistisches und ergebnisoffenes Erkenntnisziel.
- Leiten Sie daraus eine präzise Forschungsfrage ab – und prüfen Sie: Ist sie wirklich forschungsleitend?
Aufgabe 29: Forschungsart bestimmen
- Ordnen Sie Ihre Forschung einem der drei Typen zu: explorativ, konstruktiv oder empirisch – oder planen Sie eine Kombination?
- Begründen Sie Ihre Entscheidung.
- Was bedeutet das für Ihre methodische Vorgehensweise?
Aufgabe 30: Induktiv oder deduktiv?
- Entscheiden Sie, ob Ihre Forschung eher induktiv (theoriebildend) oder deduktiv (theorieprüfend) angelegt ist.
- Welche Konsequenzen hat dies für Ihre Datenbasis, Ihre Fragestellung und die Auswertung?
- Wäre auch eine Kombination denkbar – in welcher Form?
Aufgabe 31: Primär- oder Sekundärforschung?
- Wollen oder können Sie eigene Daten erheben – oder greifen Sie auf bereits vorhandenes Material zurück?
- Begründen Sie Ihre Entscheidung und reflektieren Sie deren Stärken und Grenzen.
- Wie sichern Sie in beiden Fällen Qualität, Transparenz und Nachvollziehbarkeit?
Aufgabe 32: Methodenwahl begründen
- Welche Methoden kommen für Ihre Untersuchung infrage – quantitativ, qualitativ oder kombiniert?
- Warum sind diese Methoden geeignet, um Ihre Forschungsfrage zu beantworten?
- Wo sehen Sie methodische Herausforderungen – und wie möchten Sie damit umgehen?
Aufgabe 33: Praxisnähe reflektieren
- Welche praktischen Ziele sind (explizit oder implizit) mit Ihrem Forschungsvorhaben verbunden?
- Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Forschung dennoch ergebnisoffen bleibt?
- Was könnte ein gangbarer Weg sein, um beides zu verbinden – wissenschaftliche Redlichkeit und Praxisrelevanz?
Aufgabe 34: Forschungsplan strukturieren
- Erstellen Sie eine erste Gliederung oder einen Ablaufplan für Ihre Forschung.
- Welche Phasen lassen sich unterscheiden (Recherche, Konzeption, Erhebung, Auswertung, Schreiben…)?
- Wo rechnen Sie mit Anpassungen oder offenen Entwicklungsschritten?
Aufgabe 35: Mit Hypothesen arbeiten?
- Gibt es in Ihrem Projekt Annahmen oder Zusammenhänge, die sich als Hypothesen formulieren lassen?
- Sind diese Hypothesen prüfbar, operationalisierbar, gegebenenfalls statistisch testbar?
- Wie unterscheiden Sie zwischen Forschungshypothesen, operationalen und statistischen Hypothesen?
Aufgabe 36: Bedeutung der Ergebnisse einschätzen
- Welche Art von Erkenntnis erhoffen Sie sich – eher theoretisch, eher praktisch?
- Inwiefern könnten Ihre Ergebnisse für Dritte relevant sein?
- Was wäre ein „gutes“ Ergebnis im Sinne wissenschaftlicher Qualität?
Aufgabe 37: Eigenes Forscher:innenverständnis klären
- Was motiviert Sie, sich wissenschaftlich mit Ihrem Thema zu befassen?
- Welche Haltung möchten Sie im Forschungsprozess einnehmen – neugierig, kritisch, distanziert, engagiert?
- Inwiefern passt diese Haltung zu den Anforderungen wissenschaftlichen Arbeitens?
Aufgabe 38: Stolpersteine erkennen und benennen
- Wo sehen Sie persönlich die größten Herausforderungen in der Umsetzung Ihres Vorhabens?
- Welche Unsicherheiten bestehen z. B. bei der Datenlage, beim Zugang zum Feld, bei der Formulierung der Forschungsfrage?
- Wie können Sie diesen Herausforderungen methodisch oder organisatorisch begegnen?
Die Qualität Ihrer Forschung zeigt sich nicht erst im Ergebnis, sondern bereits im Wie des Weges.
Nutzen Sie diese Aufgaben als Reflexionshilfe – und gern auch als Grundlage für Gespräche mit Betreuer:innen, Kommiliton:innen oder im Coaching.
Forschung realisieren heißt: das Ziel im Blick behalten, ohne die Offenheit für neue Einsichten zu verlieren.