Diese Ausrichtung gilt auch für Ihr wissenschaftliches Vorhaben!
Ein Wissenschaftler strebt danach, Ergebnisse zu erhalten, die seine zuvor gut definierte Fragestellung ehrlich beantworten bzw. zuvor nachvollziehbar analysierte Probleme lösen helfen.
Dies tut er aber nicht, ohne zuerst einmal sorgfältig geprüft zu haben, welche bisherigen Antworten oder Lösungsangebote es bereits zu seiner Fragestellung gibt; und diese bisherigen Wissensbestände bringt er auf jeden Fall in seine Untersuchung ein…
Hier geht es um die Bedeutung eines konsequent wissenschaftlichen Vorgehens.
Dauer: 4:28
Transkript des Videos
Wer Wissenschaft betreibt, sucht also eine neue Erkenntnis, die ihm bislang fehlt. Damit ist Wissenschaft eine zielorientierte Aktivität. Forschung, so der Wissenschaftsrat, sei eine „Praxis eigener Art, eine Erkenntnispraxis, die zuerst der Logik der Wahrheitssuche folgt“ (Wissenschaftsrat 2011: 11).
Ein Wissenschaftler strebt danach, Ergebnisse zu erhalten, die seine zuvor gut definierte Fragestellung ehrlich beantworten bzw. zuvor nachvollziehbar analysierte Probleme lösen helfen. Dies tut er aber nicht, ohne zuerst einmal sorgfältig geprüft zu haben, welche bisherigen Antworten oder Lösungsangebote es bereits zu seiner Fragestellung gibt; und diese bisherigen Wissensbestände bringt er auf jeden Fall in seine Untersuchung ein. Sollten diese Bestände bereits für das Erkenntnisziel hinreichend sein, wird man das Forschungsvorhaben als nicht notwendig betrachten und es abbrechen.
Daher ist es stets notwendig, sich zu Beginn über den bereits gegebenen, aktuellen Stand der Wissenschaft zur konkreten Fragestellung zu informieren und auch möglicherweise bereits vorhandene Gegenpositionen zur eigenen Lösungsidee zu berücksichtigen.
Das Erkenntnisziel vor Augen
So gehört das Sammeln von Informationen für jedes wissenschaftliche Vorhaben dazu, auch das Strukturieren und Operationalisierbar-Machen von vorhandenen Daten und Kenntnissen. Eine solche Zusammenstellung allein wird aber heutzutage nicht mehr als hinreichend für ein Forschungsprojekt betrachtet, auch wenn sie im Zuge eines Forschungsvorhabens notwendig ist – ein Forschungsvorhaben braucht ein nutzbringendes Erkenntnisziel.
Ein solches Ziel kann in einer Hypothesenbildung, einer Theorieskizze oder in der Überprüfung von Hypothesen bzw. Theorien mit Blick auf ihre Anwendbarkeit münden. So werden Entwürfe oder sogar Konzepte und Strategien für ihre Umsetzung durch wissenschaftliches Vorgehen vorbereitet.
Disziplinen
Die Wissenschaftsgebiete lassen sich unterscheiden nach Art und Ausrichtung:
• Formal- bzw. Strukturwissenschaften – Mathematik und Informatik
• Geisteswissenschaften – Philosophie, Theologie und Kulturwissenschaften
• Ingenieurwissenschaften – Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, Maschinenbau u. a.
• Naturwissenschaften – Biologie, Chemie und Physik
• Sozialwissenschaften – umfassen jene Wissenschaftsgebiete, die sich mit den Zusammenhängen des menschlichen Zusammenlebens und damit verbundenen Handlungen und Verhaltensweisen befassen
Für sie alle gilt, dass sie nach der Vertiefung und Verbreiterung von Grundlagenwissen und nach neuen Erkenntnissen für anwendbare Lösungen forschen.
Auch wenn sie dazu deutlich unterscheidbare Methoden entwickelt haben und anwenden, verbindet sie der grundlegende Ansatz, dass auf systematische, nachvollziehbare und überprüfbare Weise neues Wissen auf Grundlage bisherigen Wissens geschaffen werden soll.
Unterschiede zu anderen Lösungswegen
Dies unterscheidet die Disziplinen der Wissenschaft von anderen Lösungswegen, die wir aus unserem Alltag kennen – etwa von der Intuition, von der bloßen Praxiserfahrung und vom Ausprobieren. Ohne zuvor verprobtes und bewährtes Wissen, das methodisch-wissenschaftlich entwickelt und überprüft wurde, kann sich niemand auf den Weg des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns machen.
Damit erschließt sich auch der Sinn des Studierens an einer Hochschule. Wer den Abschluss nur haben will, um einen halbwegs gut bezahlten Job zu ergattern, hat seine eigene Zielmarke nicht richtig gesetzt. Arbeitgeber erwarten von Hochschulabsolventen, dass sie die Gepflogenheiten ihrer wissenschaftlichen Disziplin nicht nur kennen, sondern sie sogar anwenden können. Dies bedeutet, systematisch wissenschaftlich, also methodisch sauber und unter Berücksichtigung vorhandenen Wissens das neue Wissen zu generieren, das im Praxisumfeld des Unternehmens benötigt wird.
Dies gilt grundsätzlich, aber auch in jedem Moment neu: Wenn eine berufliche Frage und Herausforderung kommt, gehen Hochschulabsolventen wissenschaftlich vor – also nicht rein intuitiv, auf Praxiserfahrung setzend oder einfach ausprobierend.
Darum ist dieses Grundwissen vom wissenschaftlichen Arbeiten für sie alle unverzichtbar und wichtig.
Bibliographie
In dieser Lektion verwendete Quelle:
Wissenschaftsrat (Hrsg., 2011): Empfehlungen zur Bewertung und Steuerung von Forschungsleistung. Drs. 1656-11.
Gedanken dazu.
Ein Erkenntnisziel werden wir also definieren müssen. Nicht ein Praxisziel, nicht ein Umsatzziel, nicht ein Kommunikationsziel und nicht ein Lernziel, schon gar nicht ein persönliches Ziel (etwa den Abschluss und Titel zu erlangen) – es geht allein um ein Erkenntnisziel.
Dies klar im Blick zu behalten ist wesentlich!
Wie bei jedem Weg durch die Umgebung und durchs Leben auch: das Ziel bestimmt den Weg.
Klar, es muss ein erreichbares Ziel sein.
Also schwingt sofort die Frage mit: kann ich das angestrebte Erkenntnisziel mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln eigentlich erreichen…?
Auch darüber werden wir nachdenken.