Ich bin nun schon seit einigen Jahren als Coach tätig und das Wichtigste, was ich selbst gelernt habe – sowohl für mich als auch für meine Kunden – ist, dass inneres Vertrauen der Schlüssel zu allem ist.
Besonders wenn man sich auf längerfristige Verbindlichkeiten – ein Studium, eine neue Partnerschaft, ein Eigenheim – einlässt: Ich muss wissen oder mindestens daran glauben können, dass es für mich stimmig ist, zu mir passt und mir Zukunft geben wird.
Es gibt alle möglichen Strategien, Denkweisen, Verhaltensmuster und praktischen Tipps, um mein Leben zu verbessern und mich selbst besser zu fühlen, aber sie wären überflüssig, wenn das Fundament nicht vorhanden ist.
Dieses Fundament ist mein wahres Ich, das, von dem ich tief in meinem Inneren weiß, dass ich es bin.
Der Trick dabei ist, dass es Selbstvertrauen braucht, um es zu finden und zum Vorschein zu bringen – hier zeige ich Ihnen nun die Schlüssel zu echtem inneren Vertrauen.
Meine Werte kennen
Persönliche Werte sind eine große Leidenschaft von mir und ich lasse mich oft von mir selbst mitreißen, wenn ich über sie spreche. Ich entschuldige mich jedoch nicht dafür – sie gehören zu den wichtigsten Dingen, die man über sich selbst wissen kann, und sie sind entscheidend für echtes Vertrauen.
Unsere Werte befinden sich tief in unserem Inneren, direkt im Kern dessen, was wir sind; und sie sind die Bausteine, die Fundamente und Eckpfeiler für uns selbst.
Ein Wert ist hier etwas in mir selbst, das für mich am wichtigsten ist, z. B. Glaube, Fortschritt, Familie, Spaß, Natur, Leistung oder Freiheit.
Warum fühlen Sie sich bei manchen Menschen und in manchen Situationen wütend, frustriert, demotiviert oder niedergeschlagen? Das liegt daran, dass einer oder mehrere Ihrer Werte verleugnet, unterdrückt oder verdrängt werden – und das empfinden wir als eine negative Erfahrung, weil damit ein grundlegender Teil Ihres Wesens verleugnet wird.
Kennen Sie die Momente, in denen Sie sich wirklich lebendig, erstaunlich oder beschwingt gefühlt haben? Das sind die Momente, in denen einer oder mehrere Ihrer Werte geehrt werden, und Sie können mehr davon bekommen, wenn Sie nach diesen Werten leben.
Ihre Werte gehören Ihnen, und egal, was passiert, niemand kann sie Ihnen jemals wegnehmen. Sie können sich voll und ganz auf sie verlassen, denn sie sind immer da und warten nur darauf, dass Sie sie wahrnehmen und nutzen.
Wenn man seine Werte kennt, kann man anfangen, Entscheidungen zu treffen und sein Leben nach ihnen auszurichten. Es ist so einfach und fühlt sich großartig an, denn das bedeutet nichts anderes, als dass man zulässt, dass sein wahres Ich in der realen Welt lebt.
Sich selbst trainieren
Selbstvertrauen ist wie ein Muskel. Und wie jeden Muskel muss man es trainieren, damit es nicht schrumpft und verkümmert.
Das Problem ist nur, dass der Selbstvertrauensmuskel im Gegensatz zum Bizeps oder den Gesäßmuskeln, die in der Regel an der gleichen Stelle bleiben, schwieriger zu finden ist.
Wie können Sie Ihren Bizeps entwickeln oder Ihren Gesäßmuskel stärken? Indem Sie Übungen machen, die diesen Muskel über einen gewissen Zeitraum hinweg trainieren, bis Sie die gewünschten Ergebnisse sehen.
Genauso verhält es sich mit dem Selbstvertrauen. Nehmen wir an, Sie sind ein Mensch, der nicht viele Risiken eingeht, ein Mensch, der jeden Tag das tut, was getan werden muss, und zwar gut, aber ohne sich wirklich anzustrengen. Man redet sich vielleicht selbst aus, etwas zu tun, weil es zu beängstigend ist oder weil man denkt: „Ich bin nicht gut genug“, „das bin ich nicht“ oder „ich will es sowieso nicht.“
Solche Menschen leben innerhalb dessen, was sie kennen und was ihnen Sicherheit und Komfort bietet. Je weniger Risiken sie eingehen, desto weniger selbstbewusst müssen sie sein und desto weniger selbstbewusst werden sie.
- Um Ihr Selbstvertrauen zu stärken, müssen Sie bereit sein, Risiken einzugehen – große oder kleine.
- Sie müssen bereit sein, sich in eine ungewohnte Richtung zu bewegen, etwas Neues auszuprobieren oder etwas auf eine etwas andere Weise zu tun.
- Sie müssen sich für die Möglichkeiten um Sie herum öffnen und sich dazu drängen, Ihr Wissen, Ihre Fähigkeiten und Ihre Persönlichkeit zu erweitern.
Je offener Sie für Risiken, Chancen und Möglichkeiten sind, desto selbstbewusster werden Sie sein und desto mehr Selbstvertrauen werden Sie entwickeln.
Das ist Ihr Selbstvertrauensmuskel – die Frage ist, was Sie tun werden, um ihn zu trainieren.
Meine eigene Geschichte dazu
Lassen Sie mich Ihnen erzählen, wie ich mit Selbstvertrauen mein Ziel erreichte, obgleich ich mit meiner Doktorarbeit jahrelang nicht mehr von der Stelle kam.
Ich war damals Unternehmer, Medienproduzent und eigentlich gut ausgelastet, als ich mich dennoch entschloss, berufsbegleitend zu promovieren. Es sollte eine interdisziplinäre Untersuchung werden, daher hatte ich zwei Betreuer an der Uni in Nijmegen.
Einer von ihnen verwarf mehrfach den eigentlich von mir genau nach seinen Vorgaben erstellten empirischen Teil; diese Phase zog sich gar über fast vier Jahre. Doch jedes Mal sagte er: „Mag sein, dass ich es dir so aufgetragen hatte, aber es funktioniert nun in der Umsetzung noch nicht.“
- Im Bekanntenkreis sagten die einen zu mir, ich sollte das Ganze lieber sein lassen, wenn ich doch offenbar mich zu schwer tue mit dem empirischen Anteil, den jener Betreuer zu begleiten hatte.
- Die anderen sagten, ich sollte es doch lieber sein lassen, wenn der Betreuer offenbar mich nicht zum Ziel kommen lassen wollte, indem er immer wieder veränderte Vorgaben stellte.
Mit der von anderen angereichten Einstellung „Warum tue ich mir das eigentlich an?“ gab ich mich aber nicht ab. Ich hatte schließlich zuvor auch schon andere Dinge geschafft: Schule, Studium, Zivildienst, berufliche Karriere, dann den Start eines eigenen und erfolgreichen Unternehmens.
Also gab es in hinreichendem Maße Selbsterfahrungen, die mein Selbstvertrauen stärken konnten.
Mit Blick auf die zuvor dargelegten Aspekte bedeutet das:
- Meine Werte hatten sich entwickelt und hatten sich bewährt, siehe Lebensweg.
- Ich wusste, dass ich mit beiden Beinen im Leben stand.
- Das Risiko wollte ich eingehen, es womöglich nicht zu schaffen – es schien mir dabei gar nicht sehr groß.
- Ich war bereit, Neues und mir noch Unvertrautes zu lernen, und leistete mir einen Trainer für jene Empirie-Kompetenzen, an denen es womöglich noch zu sehr haperte.
Mein inneres Vertrauen war also stark genug.
Ich habe das Ganze also einfach durchgezogen und es geschafft. Also: es geht doch!
Ich meine:
Schauen Sie für sich selbst, wie hinreichend stark Ihr eigenes Selbstvertrauen ist! Und stärken Sie es mit Blick auf die Werte, die Ihnen wichtig sind, und auf Ihre Trainingsmöglichkeiten.
Dann erstarkt Ihr inneres Vertrauen und so schaffen Sie dann auch Ihren Studienabschluss oder Ihr Promotionsvorhaben.
Und jetzt sind Sie dran…!
Gutes Gelingen,
Ihr Prof. Dr. Martin Gertler