„Thema verfehlt!“…
Das war und ist der Schrecken aller, die im Deutschunterricht einen Aufsatz zu schreiben hatten.
An Hochschulen schreiben wir keine Aufsätze mehr, aber der Grundsatz bleibt: Auch bei einer wissenschaftlichen Arbeit muss natürlich die gewählte Themenformulierung am Ende auch eingelöst worden sein!
Üben Sie’s jetzt und gleich, mit und in dieser Lektion. Behalten Sie dabei das Ganze im Blick: Ihre Untersuchung soll ja ein Erkenntnisziel realisieren und neues Wissen generieren – wird Ihre eigene Themenformulierung das realisieren können…?
Videolektion, Dauer: 4:12
Transkript
Hilfreich sind wenige klare Worte, die die Aufgabenstellung deutlich machen. Themenstellungen, die sich über mehrere Zeilen erstrecken, sind so lang, dass niemand sie mal eben behalten kann oder anderen erzählen kann. Wenn das Thema meiner Abschlussarbeit so lang ist, dass ich, wenn ich mich irgendwo bewerbe, überlegen muss, wie hieß die nochmal, und trage sie dann vor und sie besteht vielleicht aus sieben oder zwölf Keywords und dann sagt mein Gegenüber: Können Sie’s nochmal sagen?
Schon verloren.
Klar und auf den Punkt muss auch die Themenformulierung sein, wenn sie über den Moment hinaus funktionieren soll. Und es muss ja auch nicht jedes Element der Arbeit in der Themenformulierung vorkommen.
Grundsätzlich nutzen wir keine vollständigen Sätze, keine Frage- oder Ausrufezeichen. Keine Benennung konkreter Firmen, sondern eher Sachverhalte.
Stellen Sie sich vor, Sie lassen jemanden, wir denken jetzt an ein Abschlussarbeiten, jemanden schreiben „für“ in Anführungsstrichen, für oder „in“ in Anführungsstrichen, sage ich dann mal, einem Unternehmen, also
mit einem Unternehmen, insofern, als die Kandidatin, der Kandidat darauf angewiesen ist, Informationen zu bekommen, Daten zu bekommen von dem Unternehmen, arbeitet vielleicht dort. Wunderbar. Während der Bearbeitungszeit platzt das alles. Vorarbeiten sind eigentlich längst gemacht, aber jetzt kommt sie oder er nicht mehr an die Daten ran. Die muss ich irgendwie retten, muss mit anderen Dingen, anderen Daten arbeiten, vielleicht noch eine Korrektur einbringen in der Richtung der Arbeit, aber will natürlich durchs Ziel kommen. Jetzt steht in dem Titel drin: „am Beispiel der Firma so und so“,
oder „der Firma so und so“.
Große Empfehlung von mir: keine konkreten Firmen im Titel benennen, sondern Sachverhalte. In der und der Industrie oder in dem und dem Bereich – reicht ja auch.
Keine Mehrzeiler, wie eben schon gesagt, nicht komplex, keinesfalls allgemein oder nichtssagend formulieren.
Nur wenige Schüsselwörter mit erkennbaren Abhängigkeiten untereinander.
Beispielsweise: Chancen und Risiken einer Kampagne gegen umweltgefährdende Nutztierhaltung.
Da sind Bedingungen drin, es geht also nicht um Nutztierhaltung als solches, es geht um umweltgefährdende, es gibt eine Kampagne und nicht alles Mögliche, ja, es ist eingegrenzt, man weiß worum es geht.
Dieser Titel ist knapp genug, dass man sich ihn merken kann als Kandidat, man kann das jederzeit vortragen. Und wem das gesagt wird, Chancen und Risiken einer Kampagne gegen umweltgefährdende Nutztierhaltung kann sich das auch merken und versteht, worum es geht.
Oder: Besonderheiten einer Kommunikationsstrategie zur Erschließung der Omnivoren in der Generation 55 Plus.
Was Omnivoren sind, brauchen wir jetzt hier nicht zu diskutieren, aber wenn man eben in irgendeinem entsprechenden Setting so etwas so formulieren würde, dann ist das eigentlich deutlich.
Ein letzter Vorschlag für eine knappe Themenformulierung: Businessplanfaktoren für ein veganes Altersheim.
Ich nehme jetzt mal dieses Beispiel, Businessplanfaktoren für ein veganes Altersheim, um es in den nächsten Schritten, in den nächsten Folgen mit Ihnen weiterzuhäkeln.
Ich habe es deswegen hier auch fett gesetzt. Dieser Themenvorschlag ist auch insofern knackig, weil er „Businessplanfaktoren“ sagt. Aha. Diese Arbeit soll nicht einen Businessplan aufstellen, sondern Faktoren für einen Businessplan prüfen.
Das ist auch der kleine Unterschied zwischen einem wissenschaftlich orientierten und einem rein praktisch orientierten Vorgehen. Mit diesen Businessplanfaktoren kann später jemand einen Businessplan aufstellen.
Aber das ist eigentlich nicht mehr etwas, was hochschulisch ein wissenschaftliches Produkt ist, sondern hier wird geforscht, welche Business-Plan-Faktoren sind aus welchen Gründen und wie ermittelbar. Für ein konkretes Ziel.
Arbeitsfragen:
Welche Aspekte sind für Sie selbst wichtig und wie wollen Sie sie umsetzen…?